Prof.
O.Carl Simonton (1942 - 2009), Arzt und Strahlentherapeut,
gehört
zu den Pionieren der Psychoonkologie, einer Forschungsrichtung, die
nach psychischen Einflüssen, bei der Entstehung und Heilung
von
Krebs sucht. Er sieht Krebs als ein Zusammenspiel von Seele,
Körper und Geist.
In
seiner Therapie geht es Simonton nicht darum, psychische Ursachen der
Krankheit aufzudecken, sondern Bewältigungsmechanismen in Gang
zu
setzen, deren Ziel es ist, die Heilkraft im Menschen zu entfachen, die
Wende von der Hoffnungslosigkeit zur Hoffnung einzuleiten. Im Laufe
seiner langjährigen Arbeit mit Krebspatienten wurde ihm klar,
daß die Art des Denkens und Fühlens entscheidenden
Einfluß auf den Gesundheitszustand hat und daß in
jedem
Menschen ein ungeheures Energiepotential steckt, das den eigentlichen
Heilprozeß in Gang setzt.
Die drei wichtigsten
Grundsätze, die es dabei im Patienten anzuregen gilt, sind:
1. Der
Wunsch zu leben 2. Der
Glaube , daß er entscheidende Kontrolle hat über
das, was in ihm passiert 3. Die
Fähigkeit mit seinen Gefühlen und Streß
konstruktiv umzugehen.
All
dies trägt dazu bei, das Spannungsniveau herabzusetzen und das
physiologische Gleichgewicht im Körper zu normalisieren.
Dadurch
wird die körpereigene Abwehr derart gesteigert, daß
sie das
Tumorwachstum überwindet und den Krankheitsprozeß
rückläufig macht. Bei seiner Arbeit stellte sich
heraus,
daß die meisten Patienten nur scheinbar wissen, was sie
wollen
und in Wahrheit sehr verwirrt sind. Nur jeder vierte kann den Wunsch:
„Ich möchte gesund werden“ klar und
deutlich
äußern. An diesem Punkt geht es darum, die Angst zu
formulieren, verständlich zu machen, wie Angst entsteht und
die
Betroffenen zu lehren, sich nicht selbst Angst zu machen.
In
einer im Zeitraum 1974 bis 1981 durchgeführten Studie stellte
sich
heraus, daß Krebspatienten mit psychischer Betreuung doppelt
so
lange leben wie prognostiziert. Hinzu kommt die Verbesserung der
Lebens- und Sterbequalität. Nach seinen persönlichen
Erfahrungen gibt es eine Krebspersönlichkeit, die auf die
üblichen Krisensituationen des Lebens mit ungesunden Mustern
reagiert und sich dadurch in Richtung Krankheit und Tod bewegt.
Simonton fordert daher ein genaues Achten auf die Gefühle und
einen kompetenten Umgang mit denselben. Es ist sehr notwendig diese
emotionale, geistige und seelische Kompetenz schon Kindern im
Kindergarten und der Grundschule zu vermitteln.
Simontons 10 Gebote im Umgang
mit Krebspatienten
1.
Im Zentrum steht die Veränderung der Lebensqualität,
auch
wenn der Patient primär die Krankheit behandelt und beseitigt
wissen will.
2.
Beratung und Behandlung sollen in einer liebevollen Atmosphäre
stattfinden, mit Rücksichtnahme auf die Verletzbarkeit
des Betroffenen
und seiner Familie.
3. Im
Brennpunkt soll analysiert werden, was im Leben des Patienten richtig
gelaufen ist, nicht das was er falsch gemacht hat.
4. Die Ziele gemeinsam mit dem Patienten fördern und
herausarbeiten, wenn er diese Ziele bisher nicht verfolgt hat.
5. Dem Patienten helfen, mit seinen Gefühlen (Angst, Wut,
Verzweiflung, Schuld, Scham) besser umzugehen.
6.
Das Heilpotential stimulieren und herausfinden, wie der Patient denkt,
und damit seine Vorstellungskraft schulen und seine Phantasie
wecken.
7. Die Widerstände des Patienten abbauen. Er soll lernen,
anders mit Schuld, Verlust und Versagen umzugehen.
8. Entspannung lehren.
9.
Den Zusammenhalt der Familie oder die Unterstützungspersonen
fördern und diese in den Heilungsprozeß eingliedern.
10. Dem Patienten helfen, nach dem Sinn der Krankheit zu suchen.